Nachdem Bartholomäus die mondsüchtige Tochter des Königs Polimius geheilt hat, wird schließlich sogar der König selbst getauft mit seinem Weibe und mit seinen Kindern und alles Volk mit ihm; und ließ sein Königreich und ward des Apostels Jünger. Darnach kamen die Priester der Abgötter alle zusammen und zogen zu Astrages, des Königs Bruder, und klagten ihm, wie sie ihre Götter hätten verloren, und daß der Tempel verstört sei, und der König durch Zauberkunst betrogen. Da ward der König Astrages zornig und sandte tausend Gewaffnete aus, den Apostel zu fangen, worauf er ihn bei lebendigem Leibe schinden ließ. Anderen Überlieferungen zufolge wurde Bartholomäus gekreuzigt oder enthauptet. Cranach verbindet in seiner Darstellungen diese Legenden, indem er den Märtyrer zeigt, wie er seine Hinrichtung auf ein Kreuz gebunden erleidet.
Dieser Holzschnitt wurde in Johann Schöffers Mainzer Hortulus animae von 1516 gegenseitig nachgeschnitten. Dasselbe Buch enthält auch Kopien der kompletten Folge der stehenden Apostelfiguren und gibt nicht nur einen Anhaltspunkt für den zeitlichen Ansatz von Cranachs undatierten Blättern, sondern belegt auch deren Popularität und Verbreitung.
Armin Kunz