Das Martyrium des Apostels Jakobus des Älteren
Jakobus wanderte nach der Himmelfahrt des Herrn predigend durch Judaea
und Samaria, und ging darnach gen Spanien, das Wort Gottes auszusäen.
Aber da er sah, daß er nichts ausrichtete und nicht mehr denn neun
Jünger daselbst erwarb, so ließ er zwei von ihnen daselbst zurück,
um zu predigen, die anderen sieben nahm er mit sich und kehrte wieder gen
Judaea. Dort führte er den Zauberer Hermogenes zum christlichen Glauben.
Da nun die Juden sahen, daß Hermogenes bekehrt war, gingen sie voll
Haß zu Jacobus und straften ihn, daß er den gekreuzigten Jesum
predige. Er aber bewährte ihnen aus der Schrift Christi Geburt und
Leiden gar klärlich; davon wurden viele gläubig. Abiathar aber,
der Hohepriester des Jahres, machte einen Aufstand unter dem Volk und ließ
dem Jacobus ein Seil um sein Hals legen und ihn vor Herodes Agrippa führen.
Der gebot, daß man ihn enthaupten sollte. Bevor die Strafe vollstreckt
wurde, konnte der Apostel noch den Schriftgelehrten Josias bekehren und
taufen, der möglicherweise in der einfach gekleideten Figur rechts
vorne zu erkennen ist.
Der Leichnam des Heiligen wurde von zwei seiner Schüler in ein
ruderloses Boot gelegt, das von Engeln an die Nordküste Spaniens geleitet
wurde. Als dort im 9. Jahrhundert das Grab des Jakobus wiederentdeckt und
darüber eine Kirche errichtet wurde, war dies der Beginn von Santiago
de Compostela, des bald schon wohl berühmtesten Pilgerortes des Mittelalters,
zu dem die Gläubigen noch aus den entlegensten Teilen des christlichen
Europa strömen sollten.
Armin Kunz