Das Martyrium des Apostels Paulus

Martyrium des Paulus Ab der Wiederverwendung in Georg Rhaus Symbolum des Jahres 1539 wurde diese Darstellung stets als Hinrichtung des Apostels Matthäus bezeichnet, was auch in der modernen Forschungsliteratur stets übernommen wurde. Erst 1972 wurde der Irrtum in der Basler Cranach-Ausstellung richtiggestellt. Dabei stützte sich die Argumentation auf die Legenda aurea, in der von Matthäus berichtet wird, daß ihn der vom König gesandte Henker, da er vor dem Altar stand und mit ausgebreiteten Händen betete, von hinterwärts mit dem Schwerte erschlug. Paulus, der gemeinsam mit Petrus von Nero zum Tode verurteilt wurde, sollte enthauptet werden, da er ein römischer Bürger war. Cranach greift auf eine sehr seltene Erzählung zurück, nach welcher der Kopf des Apostels nach der Enthauptung dreimal auf dem Boden aufsprang. An diesen Stellen sprudelten drei Quellen hervor, woraufhin in Rom später am legendären Ort der Hinrichtung das Kloster S. Paolo alle Tre Fontane gegründet wurde. 

Die vorliegende Textausgabe belegt die Richtigkeit dieser Deutung, die erstaunlicherweise nur zweieinhalb Jahrzehnte später in Wittenberg bereits schon wieder in Vergessenheit geraten war.