LUCAS CRANACH
der Ältere

1472 - 1553

geflügelte Schlange


Lutherstadt Wittenberg
Cranach-Stiftung Wittenberg

LUCAS-CRANACH-PREIS 2003


Vorbild Cranach
Zur Ausstellung ausgewählter Wettbewerbsarbeiten des Lucas-Cranach-Preises 2003.


In den 40er Jahren entdeckte Pablo Picasso in einem Berliner Katalog, den ihm sein Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler brachte, das Gemälde "David und Bathseba" von Lucas Cranach dem Älteren, das ihn zu einer Serie von Lithografien anregte. Picasso übertrug das Gemälde in seine Formensprache und analysierte dessen Struktur. Doch wie aktuell ist Cranachs Erbe in der zeitgenössischen Kunst? Genau dieser Frage ging der im Cranach-Jahr unter dem Thema "Vorbild-Nachbild. Hommage á Lucas Cranach d. Ä." von der Cranach-Stiftung und der Lutherstadt Wittenberg bundesweit ausgeschriebene Lucas-Cranach-Preis nach. 546 Einsendungen mit weit über 1500 Gemälden, Grafiken, Plastiken, Installationen, Videoarbeiten und Computeranimationen zeigen eine stilistische und thematische Vielfalt und zum Teil originelle Ansätze der Näherung an das Cranachsche Oeuvre. Oliver Schultz beispielsweise formte nach Motiven aus Cranach-Altären Springerle - ein Dauergebäck, das sich traditionell christlicher Motive bedient.
Eingereicht wurden Arbeiten neueren Datums, initiiert durch den Wettbewerb, sowie Werke - und das ließ die Ausschreibung ausdrücklich zu - aus den letzten zwanzig Jahren. Erstaunlich ist, dass gerade jüngere Künstler sich intensiv mit der Handschrift Cranachs und den formal-handwerklichen Aspekten auseinandersetzten. Die Hallenser Studentin Franca Bartholomäi wählte den Holzschnitt, um im kontemplativen Akt des Schneidens mit der Figurenstaffage des Renaissancemalers surreale Bildwelten zu erschaffen. Tradition und künstlerische Aktualität brachte sie zu einer bildnerischen Synthese.

Anina Brisolla, RELIGIOUS REBEL VS.PIOUS INTRUDER, Mixed Media

Obwohl Cranach das künstlerische Bild der Reformation prägte, wird er nicht als Rebell im politischen Kontext gesehen, sondern steht heute eher für Innerlichkeit, Kultiviertheit und Eleganz. Von erstaunlicher Aktualität sind besonders jene christlichen und antiken Themen, die einen Vorwand für Aktdarstellungen lieferten und das Schönheitsbild der Renaissance transportierten. Mehrfach aufgegriffen wurde die Paradiesszene. Ein Thema, das sich in die Geschlechterkämpfe und Findungsprozesse der Gegenwart transformieren lässt. Adam und Eva erscheinen als Relief auf Oblaten, als kleinformatige, fotorealistische Selbst-Bildnisse oder als ironisch-distanzierte Großplastiken. Drei Barbie-Grazien, eine Malerei von Uta Richter, persiflieren das heutige Schönheitsideal. Ewige Jugend und ewiges Leben versprach um 1500 der "Jungbrunnen". Ingrid Hermentin zieht in ihrer fotografischen Jungbrunnenadaption eine Parallele zu den Verheißungen der Gentechnik. Cranachs Gemälde wurden oft in andere Medien übersetzt. Die von ihm im "Jungbrunnen" komponierte Szenerie ist in einer computersimulierten Kamerafahrt zu erleben. Johanna Oenicke verfilmte die "Ruhe auf der Flucht". Dem Medium Film gemäß wird die Bewegung, das Drama der Flucht, thematisiert und nicht der kurze Augenblick des Verweilens. Betina Kuntzsch suchte im Fernsehprogramm einer Woche nach Cranachs Motiven und fand die innig stillende Flüchtlingsfrau, Parisurteile, Geißelungen und Martyrien, arme Sünder und Heilige. Einen anderen Zugriff suchte Elfi Fröhlich. In einer 1993 entstandenen Fotomontage konfrontiert sie unter dem Titel "Deutsche Werke" die wohlgeformte Kniepartie eines Cranach-Aktes mit der Kniepartie einer Auschwitz-Gefangenen.

Die Ausstellung "Vorbild - Nachbild. Hommage á Lucas Cranach d. Ä.", die am 6. Juni eröffnet wird, vereint ausgewählte Beiträge des Lucas-Cranach-Wettbewerbes und Grafiken von Picasso, unter anderem drei Leihgaben des Berliner Kupferstichkabinettes zur "David und Bathseba"-Serie. Picassos Lithografien verweisen auf die Exposition "Picasso trifft Cranach", die den gesamten Block im Jahr 2004 in der Cranach-Stiftung Wittenberg zeigen wird.
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung werden die Lucas-Cranach-Preisträger (Preisgeldsumme 10.000 Euro) ausgezeichnet. Die Wittenberger und ihre Gäste werden darüber hinaus eingeladen, einen Publikumspreis zu vergeben, der am Ende der Ausstellung, im September, verliehen wird. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Marlies Schmidt

Vorbild - Nachbild. Hommage á Lucas Cranach d. Ä.
Ausstellung ausgewählter Wettbewerbsbeiträge zum "Lucas-Cranach-Preis 2003" mit einer Sonderschau "Picasso trifft Cranach"
07.06.-10.09.2003
Eröffnung am 06.06.2003 um 19.00 Uhr im Cranach-Haus Markt 4

Ausstellungsorte:

Cranach-Haus Markt 4 Mo-Sa 10-17 Uhr
So 13-17 Uhr

Altes Rathaus Wittenberg Di-Sa 10-17 Uhr
So 13-17 Uhr
Mo geschlossen

Sakristei der Stadtkirche Mo-Sa 10-17 Uhr
So 11.30-17 Uhr

Schlosskirchenturm Mo-Fr 12-15.30 Uhr
Sa 10-15.30 Uhr
So 11.30-15.30 Uhr

Pressevorbesichtigung am 04.06.2003, 11.00 Uhr
Kontakt: M. Schmidt/H. Kuhrt, Cranach-Stiftung Wittenberg, Markt 4, 06886 Wittenberg, Tel: 03491/4201913

Der Lucas-Cranach-Preis wird maßgeblich gefördert von der VR-Stiftung, die das gesamte Preisgeld stiftete, von den Stadtwerken Wittenberg, den Nerchau Mal- und Künstlerfarben sowie vom Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt.

Abb.1: Masoud Sadedin: Frau mit Hut. Acryl auf Papier auf Leinwand, 90cm x 70cm, 2002/03
Abb.2: Anina Brisolla, "RELIGIOUS REBEL VS.PIOUS INTRUDER", Mixed Media


Copyright ©, 2003 KDG Wittenberg.